Die Phobon Welle

Am 24.03.2087 um genau 18:45:43 CET verzeichnete Antares II, das letzte verbliebene TSU Neutrinoobservatorium, einen 14 Sekunden dauernden immensen Anstieg an Neutrinos. Während unter den dort forschenden Wissenschaftlern noch diskutiert wurde, ob es sich um einen Messfehler oder ein tatsächlich stattgefundenes Ereignis handelte, gingen Exakt 4 Stunden und 23 Minuten später auf der Erde die Lichter aus, während am Himmel eine helles Licht erstrahlte. Das es sich bei dem vorher eingetroffenen Neutrino Blast und dem nun ankommenden sichtbaren Licht um die Schockwelle des weit entfernten kollabierenden Sterns Gedenoa Prime handelte, der sich vor rund 25.000 Jahren in eine Hypernova verwandelt hatte, interessierte in diesem Moment so ziemlich niemanden. Denn zeitglich mit dem Licht rollte ein magnetischer Sturm durch das Sonnensystem und zerstörte alle ungeschützten elektrischen und elektronischen Geräte im All und sorgte selbst abgemildert durch ihre eigenen Magnetfelder auf den Oberflächen von Erde und Mars für massive Ausfälle. Tausende Menschen, die auf havarierten Raumschiffen, Raumstationen oder in den orbitalen Werfen festsaßen starben in direkter Folge an Unterkühlung oder Wassermangel während sie in dunklen Särgen ihre Runden um Erde und Mars drehten oder ins offene All trieben. Wer Glück hatte verglühte beim Wiedereintritt der nicht mehr steuerbaren Schiffe in die Atmosphären der Planeten.

Es dauerte Tage, bis sich der erste Schock gelegt hatte und die Tragweite des Unglücks erkennbar wurde. Die Verbindung zu Allem und Jedem außerhalb der Atmosphäre war unterbrochen und der Mars antwortete auf keine Nachricht. Nach dem einige wenige auf der Erde zum Zeitpunkt der Katastrophe geparkte Raumschiffe wieder flottgemacht werden konnten, starteten erste Rettungsmissionen, die allesamt in Katastrophen endeten. Kurz nach dem die Schiffe in den freien Raum eintraten fielen die meisten Bordsysteme aus. Nur wenige der Retter erreichten die Erde lebend. Nach und nach stellte sich heraus, dass wohl eine Art Strahlung oder Teilchen im Sonnensystem verblieben waren, die jegliche Elektronik, die ihnen ausgesetzt wurde, in kürzester Zeit unbrauchbar machten. Die Wissenschaft war nicht in der Lage, die Herkunft Phobon-Teilchen, wie sie genannt wurden und deren Wirkungsweise zu erklären. In einschlägigen Foren wurde gemunkelt, dass es sich um eine außerirdische Waffe handeln müsse, was von nahezu allen Forschern und der Regierung auf schärfste dementiert wurde. Vielmehr würde es sich vermutlich um mitgerissene Teilchen aus irgendeiner Materie-Wolke aus den Tiefen des Alls handeln, durch die die Schockwelle der Hypernova gezogen war.

Erst Mitte 2109 waren die Phobon-Teilchen so weit von der Sonnenstrahlung aus dem System gedrückt worden, dass Raumflug wieder möglich wurde.